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Gestorben wird im 15 Minutentakt – Wat Ta Kien

Last Updated on 3. Februar 2023 by

Das Sterben und die Wiedergeburt im Wat Ta Kien in Bangkok

Wat Ta Kien in Bangkok der Tempel der Wiedergeburt – gestorben wird im 15 Minuten Takt!
Gewiss, diese Überschrift ist etwas übertrieben und doch beinhaltet sie etwas Wahrheit! Für uns Europäer ist der Buddhismus manchmal etwas schwer zu begreifen und um so schwieriger wird es, je mehr man in den Bereich Glauben der Thailänder vordringt.

Wir sollten uns aber hüten vorschnell zu urteilen, denn die Kultur des Thailändischen Buddhismus ist Jahrhunderte alt und wird von sehr vielen Menschen streng gelebt. Immer wieder jedoch treten dort auch für uns Farangs (Ausländer westlichen Ursprungs) Widersprüche auf.

Ich möchte daher das Wat Ta Kien mit seinem speziellen Ritual und dessen Hintergrund vorstellen. Dabei ist es zwingend notwendig sich auf die andere Kultur einzulassen, um die Hintergründe der einzelnen Rituale im Ganzen zu verstehen und nicht abwertend deren Sinn oder die Handlung als solche zu beurteilen.

Das Wat Ta Kien und der Floating Market

Man erreicht das Wat am einfachsten mit dem Taxi.

86 หมู่ 3 Tambon Bang Khu Wiang,

Amphoe Bang Kruai,

Chang Wat Nonthaburi 11130, Thailand

Öffnungszeiten: Täglich von 9:00 bis 15:30 Uhr

Telefon: +66 88 672 5196

Vom Sterben und der Wiedergeburt

im Wat Ta Kien.

Nach meiner Ankunft durchschritt ich schnellen Fußes die große Kuppelhalle mit dem Marktgeschehen. Der Raum, in dem die Zeremonie stattfindet, befindet sich in einem Gebäude, das unter diesem Hallendach steht. Das ganze Umfeld wirkt etwas skurril.

Gebäude unter der großen Halle am Floating Market - Sterben und Wiedergeburt im 15 Minutentakt
Spezielle Gebäude in der großen Halle des Wat Ta Kien.

Auf den Stuhlreihen versammeln sich die Gläubigen bis die Mönche die Zeremonie mit Gebeten beginnen. Danach erfolgt die Gabe (Tham Bun) um mit den Geschenken an die Mönche sein eigenes Karma (zukünftiges Schicksal) zu verbessern. Man kann sagen: das Guthaben auf seinem Konto der guten Taten aufzufüllen.

Drei betende Mönche aus dem Wat Ta Kien
Drei Mönche bereiten die Gläubigen durch Gebete auf die Zeremonie vor
Betende Buddhisten mit Blumen in den Händen im Wat Ta Kien - manche werden rituell sterben und wiedergeboren
Betende Buddhisten
Die Gläubigen Buddhisten geben Spenden bei den Mönchen ab.
Die Gläubigen Buddhisten geben Spenden bei den Mönchen ab.
Buddhisten bei der Abgabe der Spenden an die Mönche
Es herrscht ein gesitteter Andrang um mit der Gabe an die Mönchen das Tham Bun zu erfüllen
Betende Buddhisten mit Blumen in den Händen
Abschlußgebet davor die Gruppe sich teilt um das Ritual zu erfahren.

Nach diesem erstmaligen Gebet trennt sich jetzt die Gruppe auf. Eine Gruppe entfernt sich aus diesem Bereich, die andere Gruppe betritt den Innenraum, um an der besonderen Zeremonie teilzunehmen.

Der  symbolische Tod und die Wiedergeburt

Erneut beginnt ein Mönch mit dem Gebet. Dabei sind die Betenden mit einer Schnur, die an der Decke mit weiteren Schnüren vereinigt ist, um dann zu der Buddha-Figur zu führen. Damit stellen der Mönch und die Gläubigen die Verbindung zu Buddha her. Es beginnt eine für uns teilweise monoton wirkende Aufzählung.

Schnüre verbinden die Gläubigen mit dem Mönch und der Buddhafigur
Beim Einführungsgebet sind die Gläubigen mit Schnüren mit dem Mönch und der Buddhafigur verbunden.
Alle Schnüren führen zur Buddhastatue
Die Schnüre vereinigen sich am Buddha
Die Gebete des Hauptmönch klingen manchmal monoton
Für unsere Ohren klingen die Gebete manchmal monoton.
Gläubige die Orchideen beim beten halten
Gläubige die Orchideen beim beten halten
Im Gebet versunkene Frauen
Tief im Gebet versunken

Im weiteren Verlauf der Buddha Verehrung beendet der Mönch diesen Teil der Zeremonie und die Gläubigen wechseln zu den einzelnen Särgen. Es gibt einen größeren Familiensarg und mehrere für zwei oder drei Personen. Man steigt in den Sarg und es beginnt ein neues Gebet. Nach Beendigung des Gebets legt man sich nieder und unter den Sprüchen des ehrwürdigen Mönches wird das Tuch von mehreren Mönchen über die Särge gezogen.

Die ersten Gläubigen besteigen zum rituellen Sterben den mit rosa Stoff ausgeschlagenen Zeremoniensarg
Die ersten Gläubigen besteigen den Zeremoniensarg
Betende Menschen vor dem Beginn der Zeremonie zum Sterben und zur Wiedergeburt
Ein weiteres Gebet vor dem Beginn
Gläubige beten sitzend um Erleuchtung und Wiedergeburt
Andächtig beten die „sterbenden“ im Sarg
Mönche bedecken die Särge mit einer Stoffbahn und damit beginnt das rituelle Sterben
Das erste Bedecken und damit das rituelle Sterben
Durch erneutes Aufziehen der Stoffbahn beginnt der Teil der Wiedergeburt
Erneutes Aufdecken um den Teil der Wiedergeburt einzuleiten
Sterben und die Wiedergeburt.
Die Problemen sind beseitigt und die Wiedergeburt beginnt.
Mönche ziehen im Tempel der Wiedergeburt das Tuch über den Neugeborenen Buddhisten weg.
Jetzt wird das Tuch zum letzten mal abgezogen

Nach rezitieren einiger neuer Gebetsformel durch den Hauptmönch wird das Tuch entgegen der Abdeckrichtung erneut für einen kurzen Moment aufgezogen, um danach wieder in der Ausgangsposition zugedeckt zu werden.Nochmals ertönen Gebete und Beschwörungen, um dann nach ca. 2 Minuten durch das Aufdecken die Zeremonie im Wat Ta Kien zu beenden. Nach dieser Wiedergeburt entsteigt man dem Sarg und kann noch einmal Spenden abgeben.

Der Sinn des symbolischen Sterbens und der Wiedergeburt

Warum führen die Gläubigen diese für uns Europäer etwas ungewöhnliche Zeremonie durch? Der Grund für ein symbolisches Sterben ist vielschichtig und kann verschiedene Gründe haben.

Durch eine  Prophezeiung oder durch eine Karten- oder Handleserin wird großes Unheil für den Menschen vorhergesagt. Ein Mönch sieht etwas Schreckliches in naher Zukunft für den jeweiligen Gläubigen. Dies kann zum Beispiel eine Krankheit, ein Unfall oder der kurz bevorstehende Tod sein. Die betreffende Person hat einfach nur Pech gehabt, zum Beispiel waren die geschäftlichen Tätigkeiten nie von Erfolg gekrönt oder der Berufsweg läuft nicht so wie gewünscht. Der Gläubige hat kein Glück im Spiel und hat dadurch finanzielle Probleme. Alle diese Gründe können nach Meinung vieler Thailändischer Buddhisten durch den rituellen Tod beendet werden. Nach der neuen rituellen Geburt beginnt für die Gläubigen ein neues Leben und dieses kann durch die Tham-Bun Gaben nur positiver sein.

Wie sehen die Thailänder dieses Ritual

In den geführten Gesprächen betonten alle, dass es ein sehr wirkungsvolles und hilfreiches Ritual ist. Viele ,die eine Neugeburt im Wat Ta Kien erlebten haben, sind in die große Halle zu einem Lotteriestand gegangen und haben sofort größere Gewinne erzielt. Einige betonten im Gespräch, dass sie durch dieses Ritual ein vorhergesagtes Unheil, hier war es ein schwerer Motorradunfall, überlebt haben und nur durch die Teilnahme nicht gestorben sind.

Für uns ist diese Art von Gedanken sehr schwer zu verstehen. Eines dürfen wir aber nicht außer acht lassen. Die Selbstbeeinflussung durch den Glauben hat schon in allen Religionen psychologisch einiges bewirkt.

Eine Thailänderin sprach jedoch hinter der vorgehaltenen Hand, dass es sich wohl mehr um eine gut organisierte Marketingmaßnahme der Tempel handele, da durch die außerordentlichen Tham-Bun Zahlungen sehr viel Geld in die Kassen der Tempel gespült wird.

Solange die Thailänder es freiwillig tun und sich dabei glücklich und besser fühlen sollten wir uns nicht erheben diese Handlungen zu bewerten.

Darf es etwas mehr sein vom Wat Ta Kien?

Das Wat Takien und der Floating Markt neben dem Wat

Auch einen sehr interessante Geschichte findet Ihr hier : Der Fluch des Erawan-Schrein in Bangkok

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7 Kommentare zu “Gestorben wird im 15 Minutentakt – Wat Ta Kien

  1. Paul Martini

    Danke für diese aufschlussreichen Berichte und den genauen Blick hinter die Dinge. Häufig nehmen wir an solchen Zeremonien teil, aber niemand erklärt einzelne Handlungen oder Hintergründe. Dafür ein dickes Dankeschön, Reiner. Ich habe den Wat Ta Kien schon 2010 besucht, war aber bei einer solchen „Sterbezeremonie“ nicht dabei. Der Wassermarkt muss tatsächlich sehr früh besucht werden (wie eigentlich die meisten, die nicht touristisch sind) und man kann viel Lokalkolorit sehen und erleben. Insgesamt ist er vielleicht nicht das, was die Touristen sich erhoffen, zumal das Geschehen nur an dem einzigen winzigen Pier stattfindet, dennoch hat er eine sehr eigene Note. Auf meiner Webseite habe ich Eindrücke davon beschrieben. Ich war aber seither nicht mehr dort, drum war es schön für mich, wieder mal einige persönliche Schilderungen von dort zu lesen. Danke!

    1. Reiner Kerner Autor des Beitrags

      Hallo Martin, vielen Dank für die netten Worte die mich immer wieder bestärken das Blog weiter zu betreiben. Du wirfst eine sehr interessante Frage auf, was erwarten die Touristen eigentlich? Viele erwarten das reale, historische Thailand in 15 Minuten Show und am besten am Pool beim Abendessen. Ich glaube aber genauso viele interessieren sich wirklich für die Menschen, die Kultur und die Geschichte Thailands. Dafür gibt es aber kaum geeignete Informationsquellen. Daher betreibe ich ja auch das Blog. Ich hoffe einen treuen Leser in dir gefunden zu haben!? Mit lieben Gruß, Reiner

  2. Franz Terfloth

    Endlich mal eine sinnvolle Erklärung für die von der Decke hängenden Fäden,die man in einigen Tempeln findet.Danke!

    1. Reiner Kerner

      Hallo Franz,
      danke für Deine Rückmeldung. Ich versuche immer gut recherchierte und ausführliche Posts zu bringen.
      Gerne helfe ich auch weiter wenn jemand Fragen über Asien und speziell über Thailand hat.
      Also auch gerne mal einfach eine Anfrage stellen.
      Liebe Grüße
      Reiner

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