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Wat Aranyik in Sukhothai

Last Updated on 14. Januar 2023 by

Wat Aranyik, der Tempel der Waldmönche, ist ein Tempel oder besser ein Tempelbezirk im Nordwesten des historischen Sukhothai. Es ist eines der ältesten Anlagen aus der Sukhothai-Epoche und wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts nach Chr. gegründet. Dies liegt im Zeitraum der Herrschaft des wichtigen Khmer-Königs Jajavarman VII. Wir befinden uns also in dem Zeitraum, in dem Wat Phra Phai Luang schon gebaut war oder sich im Bau befand und vor der Zeit vom Bau des Tempels Wat Mahathat. Ein weiteres bedeutendes Gebäude dieser Zeit in Sukhothai ist der Ta Pha Daeng Schrein, der ebenfalls vor der Zeit des Baus des Wat Aranyik entstanden sein muß. Wat Aranyik liegt an dem Hang eines Höhenzuges, des Khao Kraod Khao, mit schönem Baumbestand und ist sehr gut von einer Strasse aus zu erreichen.

Der Bot mit angrenzenden Rest eines Chedis - Wat Aranyik im Westen des Historischen Park in Sukhothai
Der Bot mit angrenzenden Rest eines Chedis – Wat Aranyik im Westen des Historischen Parks in Sukhothai

Wo finde ich Wat Arayik?

Wat Aranyik liegt auf den Koordinaten: 17° 1′ 11,9″ N und  99° 40′ 24,2″ O

Kommt man aus dem Gebiet von Neu-Sukhothai folgt man am besten der Nationalstr. 12 und fährt immer an den Grenzen des Historischen Parks Sukhothai entlang. Danach führt eine recht gut ausgebaute Strasse direkt am Wat Aranyik und an den anderen Bergtempeln vorbei.

Der Unterschied bei der Art der Mönche

Man unterscheidet im Theravada-Buddhismus zwei besondere Formen des Mönchtums. Da gibt es die so genannten Waldmönche zu denen das Wat Aranyik gehört und die so benannten Stadtmönche .

Die Stadtmönche (Kamawasi, พระสงฆ์คามวาสี) sind es, die die Lehren Buddhas, die Tipitanka, lesen, erlernen und verstehen wollen. Als zweites Element steht für diese Stadtmönche die Lehre Buddhas zu verbreiten und somit schulisch tätig zu werden. Diese Mönche sind es auch, die oft eine heilkundige Unterstützung der Gläubigen anbieten.

Die Waldmönche (Aranyawasi – พระสงฆ์อรัญญวาสี) lebten in besonderer Abgeschiedenheit und Achtsamkeit. Zum bessern Verständnis – im Thailändischen bezeichnet das Wort „Aran – อรัญญ์“ ein ruhiges Urwaldgebiet.

Der geschichtliche Hintergrund zum Wat Aranyik

Wie es zum Bau der Tempelanlagen kam

Die Thai, die die Khmer aus der damaligen Region des historischen Sukhothais verdrängten, ließen sich etwas Zeit mit der Festlegung des Gebietes einer neuen Hauptstadt da es ja schon die Siedlung der Khmer hier gab. Wer mehr erfahren möchte: Die frühe Geschichte Sukhothais. Die Tai umschlossen ihre neue Stadt in den wichtigsten Richtungen mit dreifachen Wällen und Gräben. Dabei wurde die Form von der Angkor – Khmer Architektur abgeleitet. Die Tai jedoch folgten einem eigenen, etwas speziellen Konzept und errichteten religiöse Bauten wie die Viharn, die Bots und weiter Gebäude in strikter Ausrichtung nach Osten. Allerdings wurde nicht nach der astrologischen Methode der Khmer bestimmt, sondern nach einer topografischen Landmarke. Es war die alte Nord – Süd Strasse welche parallel zu der Bergkette lag aber eben nicht genau von Nord nach Süd verlief. Daher stehen die meisten Gebäude im historischen Sukhothai leicht versetzt zur Nord – Ost Richtung.


So war es also nur halbherzig die Dinge der Khmer teilweise zu übernehmen. Es überrascht auch nicht, dass die Tai die neue Stadtmauer so errichteten, dass die meisten Khmer-Gebäude außerhalb der Anlage blieben und so auch Wat Phra Phai Luang einen der bedeutesten Khmer-Tempel in Sukhothai. So waren die Tempel der Waldmönche mit Wat Aranyik die ersten buddhistischen Anlagen außerhalb der Stadtmauern.

Genaueres zum Wat Aranyik

Wat Aranyik gehört zu einer Gruppe von Tempeln, die auf einem Höhenzug angeordnet sind. Dazu gehören: Wat Saphan Hin, Wat Aranyik, Wat Khao Phra Bat Noi und Wat Chedi Ngam. Diese Waldtempel bestätigen, dass die Könige von Sukhothai die Mönche unterstützten, die aus Sri Lanka aus dem Udumbaragiri Tempel kamen. Dies soll in der Sri Lanka Epoche, der Polonnaruva Periode (1017- 1235 n. Chr) geschehen sein. Weiter beschreibt eine Insription, also eine Steininschrift, dass Mönche aus Lan Na eine gewisse Zeit in Sukhothai und Si Satchanalai verbrachten. Sie waren auf dem Rückweg aus Sri Lanka, wo sie in Mahavihara, einem Tempel des Buddhismus fördernden König Devavapiya Tissa (†207 v. Chr.), den Theravada Buddhismus studiert hatten.

Das Kloster der Waldmönche, wie Wat Aranyik in der deutschen Übersetzung genannt wird, wird auch häufig als Wat Araññika beschrieben. Auf thailändisch – วัดอรัญญิก.

Gegründet wurde Wat Aranyik am Anfang der 13. Jahrhunderts n. Chr. Es wurde in der typischen Khmer-Bauweise aus den Baustoffen Laterit und Backsteinziegel errichtet. Ungewöhnlich ist ein Fehlen der sonst für die Tempelarchitektur angewandten Ausrichtung der Gebäude wie in späterer Zeit. Die Gebäude sind über eine große und längliche Fläche angeordnet und eine Umgrenzungsmauer, wie sonst üblich, ist nicht zu erkennen.

Wer hier mehr erfahren möchte dem sei dieser Bericht empfohlen: Die frühe Geschichte Sukhothais

Der Rundgang durch das Gelände von Wat Aranyik

Beginnend an der Strasse erblicken wir als Erstes ein ungefähr 7 x 7 Meter großes quadratisches Becken. Dieses Becken wurde mit Laterit-Steinen ausgekleidet. Es diente zu aktiven Zeiten des Tempels den Mönchen als Wasserreservoir.

Viharn mit Säulenresten im Wat Aranyik - Sukhothai
Viharn mit Säulenresten im Wat Aranyik – Sukhothai

Der in Resten erhaltene Viharn

Der leider nur in Resten erhaltene Viharn ist ebenfall nahe der Strasse gelegen. Im Vihaln ist der Sockel einer größeren Buddha-Statue erhalten geblieben. Zum verbleib dieser Statue gibt es keine Hinweise. Von dort aus beginnt auch der Aufstieg zu den höher gelegenen Gebäuderesten und zum Ubosot des früheren Wat Aranyik.

Viharn mit deutlich zuerkennenden Sockel der Buddha-Statue
Viharn mit deutlich zuerkennenden Sockel der Buddha-Statue

Die Gebäudereste am Aufweg

Diese recht kleinen Gebäudereste geben bis heute noch ein Rätsel auf. Oftmals werden sie als Kuttis bezeichnet. Als Gebäude, die den Mönchen als Unterkunft und als Ort auch zum Meditieren gedient haben. Im Buddhismus hingegen ist beschrieben, die Kuttis dürfen nicht so wie die heiligen Gebäude aus Stein gebaut sein. Sollten die Gebäude also so wie damals üblich aus Holz gebaut worden sein wären sie schon längst durch den Zerfall verschwunden. So ist die wirkliche Nutzung immer noch für die Archäologen unklar.

Reste eines vermutlichen Kuttis im Wat Aranyik
Reste eines vermutlichen Kuttis im Wat Aranyik

In nördlicher Richtung stehen noch die Grundmauern eines großen Chedis.

Hier findet sich auch ein 70 Meter langer Aufweg, der mit Steinen gesäumt ist. Er wurde wahrscheinlich von den Waldmönchen auch als Meditationsweg genutzt.

Der Ubosot von Wat Aranyik

Bot mit Bot-Steinen (Bai Sema)
Bot mit Bot-Steinen (Bai Sema)

Der Bot, wie er auch bezeichnet wird, wurde auf einem quadratischen, aus Laterit gefertigten Grundsockel errichtet. Auf eine große Besonderheit sollte der Betrachter hier achten! Die Bot-Steine, die Bai Sema, die normalerweise den heiligen Bereich um einen Bot herum abgrenzen, stehen nicht wie sonst üblich auf dem Boden um dem Bot herum, sondern auf dem Bodensockel aus Laterit. Dies kann verschiedene Gründe haben. Bei einem Bot kann es durchaus geschehen, dass er oder der ganze Tempel mal verlassen wurde. Hier kann es durchaus in der Zeit der Khmer gewesen sein. Einige Zeit danach wurden der Tempel und der bestehende Bot erneut geweiht. So wurden auch neue Bot-Steine aufgestellt. Dieser Theorie werde ich bei meinem nächsten Aufenthalt in Sukhothai verstärkt nachgehen und mit den befreundeten Archäologen und Historikern diskutieren.

Fundstücke von glasierten Tonscherben rings um den Bot weisen darauf hin, dass der Bot einst mit einem mit Fliesen gedeckten Dach ausgestattet war. Hier in der Nähe des Bots befinden sich noch Reste von Stupas oder Chedis und weitere nicht mehr zu identifizierende Mauerreste.

Für Interessierte: Was gehört zu einem Wat Informationen zum Aufbau eines Tempels.

Sehenswertes am Wegesrand im Wat Aranyik

Reste eines Brunnens zur Wasserversorgung der Mönche im Wat Aranyik
Reste eines Brunnens zur Wasserversorgung der Mönche im Wat Aranyik

Wichtig ist auch im Wat Aranyik den Blick mal nach unten zu werfen. Bei meinem letzten Besuch entdeckte ich ein Brunnenloch, das früher zur Wasserversorgung der Waldmönche diente. Es war ungesichert und der unbedarfte Spaziergänger kann sich hier leicht verletzen.

Mauerrest in der Nähe des Bots im Wat Aranyik
Mauerrest in der Nähe des Bots im Wat Aranyik

Unweit des Bots, versteckt im angrenzenden Wald, befinden sich noch zahlreiche Mauerreste. Leider gibt es dazu keine hinreichende Beschreibung was hier gestanden haben könnte. Manche beschreiben es als Reste von Chedis, mal sehen was dort die archäologischen Ausgrabungen in späteren Jahren noch zum Vorschein bringen werden.

Fund verziehrter Stuckelement im Wat Aranyik
Fund verzierter Stuckelement im Wat Aranyik

Hier im Wat Aranyik findet man noch verzierte Reste der Stuckverkleidung. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese Funde meistens für den Laien schon nach kurzer Zeit, wenn der Urlaub zu Ende ist, unwichtig werden und nur in einer Ecke verschwinden. Für die Archäologen sind sie aber wertvoll und vielleicht genau das fehlende Puzzelstück, welches für eine spätere Rekonstruktion fehlt. Die Ausfuhr von historischen Fundstücken ist in Thailand strikt verboten und wird mit hohen Geldstrafen oder sogar mit Gefängnis bestraft. Eine Ausfuhr ist nur möglich, wenn das Fine Art Department schriftlich eine Ausfuhrgenehmigung erteilt. Bitte nehmt diesen Hinweis ernst um Euch späteren Ärger bei der Ausreise zu ersparen!

Zusammenfassung des Besuches des Wat Aranyik

Für mich ist Wat Aranyik eine dieser besonderen Tempelanlagen, die trotz ihrer geringen Größe und des teilweise schlechten Erhaltungszustandes von enormer Bedeutung für die historische und kulturelle Entwicklung Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts für das historische Sukhothai und für seine spätere Entwicklung war. Je mehr ich über die Khmer und die darauf folgenden Zeiten erfahre, je mehr ich in den historischen Buddhismus des heutigen Thailands eintauche, desto mehr verbinden sich die Zeitabläufe zu einem einheitlichen Gebilde der damaligen Zeit. Ich kann nur jedem empfehlen die Tempelanlagen der Waldmönche im Westen des Historischen Parks Sukhothai zu besuchen und sich dabei Zeit zu lassen um die Luft der Geschichte zu atmen.

Euer Reiner

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